Serie zur Gründung: Wie viel Geld brauchst du und wofür?
Du möchtest einen Coworking Space gründen? Dann ist diese Serie dir gewidmet. Kürzlich veröffentlichten wir die wichtigsten Fragen, die sich angehende Gründer stellen sollten. Nun wollen wir den einzelnen Aspekten genauer auf den Grund gehen. Weil dein Projekt nur mit einem soliden Finanzplan auf sicheren Füßen steht, fragen wir heute: Wie viel Geld brauchst du wofür – und wer kann möglicherweise in dein Vorhaben investieren?
Money matters
Zuletzt stellten wir Überlegungen an, welche Motivation hinter deiner Gründung stecken könnte, wann dafür ein guter Zeitpunkt ist, und welche Geschäftsmodelle dir für deinen Coworking Space zur Verfügung stehen. All das sind wichtige Kriterien – doch wer sich nicht intensiv mit dem Thema Finanzen befasst, erlebt vermutlich trotzdem unangenehme Überraschungen.
In punkto Geld stehen schon früh wichtige Entscheidungen an, etwa wofür du es überhaupt ausgeben möchtest. Daraus kannst du schließlich ableiten, wie viel du benötigst und woher du es bekommen könntest. Es ist daher schwer, pauschal eine Summe zu nennen, die du für die Gründung deines Coworking-Unternehmens brauchst – deine Kosten sind vom Standort genauso abhängig wie von der Raumgröße, deinem Mobiliar und sonstigen Ausstattungen.
Welche Kostenpunkte gibt es?
Der Löwenanteil deiner Kosten wird wahrscheinlich für die Miete des Raums anfallen, die kann sich aus einem Quadratmeterpreis von zirka 15 bis 30 Euro pro Jahr berechnen – der Gewerbeimmobilienmarkt unterscheidet sich hier freilich stark je nach Lage und Zustand. Daher knüpft sich an die Überlegungen rund um die Raumgröße auch deine Vorstellung davon, wie viele Personen du mindestens oder maximal unterbringen möchtest. Vielleicht lässt sich bei der Miete auch Geld sparen, wenn du bereit bist, bei etwaigen Renovierungen selbst Hand anzulegen.
Zur Raummiete kommen üblicherweise Nebenkosten hinzu: Ob Heizkosten oder Strom – die Höhe dieser Kosten müssen unbedingt konservativ einkalkuliert werden, schließlich sind die Preise aktuell ziemlich empfindlich. Lass dir für deine grobe Abschätzung unbedingt verfügbare Zahlen zeigen, zum Beispiel die durchschnittlichen Ausgaben des Vormieters.
Nächster regelmäßiger Kostenpunkt: Wlan. Was die Internetkosten angeht, kannst du dir ruhig bei verschiedenen Anbietern diverse Pakete vorstellen lassen. Manche von ihnen können mit ihrem Portfolio gut auf die Bedürfnisse eines Coworking Spaces eingehen, und das ist gar nicht so trivial – schließlich sollen so viele Mitglieder wie möglich eine stabile Verbindung haben.
Neben dem Internet fehlt natürlich auch noch die restliche Ausstattung: Möbel, Elektrogeräte, Kaffeemaschine. Das sind – neben den sonst hier aufgelisteten wiederkehrenden Kosten – einmalige Ausgaben, die aber je nach Qualität und Marke saftig zu Buche schlagen können. Vielleicht lässt sich einiges gebraucht anschaffen? Gut erhaltene Designertische oder ergonomische Schreibtischstühle von Büroauflösungen gibt es oft auf Ebay zu finden. Oder ein lokales Möbelhaus ist vielleicht an einer Kooperation interessiert? Gerade zu Beginn muss noch nicht alles perfekt sein – mit etwas Kreativität kannst du hier einiges einsparen.
Einkalkulieren solltest du in deine Rechnung auch die Gehälter des Reinigungspersonals. An diesem Posten besser nicht sparen – denn wer seinen Coworking Space attraktiv und sauber hält, trägt damit unmittelbar zum Wohlbefinden aller Mitglieder bei. Behandle diese Kosten also als absolut essentiell.
Zuletzt sind auch solide Versicherungen ein Muss. Informiere dich entsprechend deiner Ausstattung: Die Haftpflichtversicherung kennen die meisten, sie schützt bei Sach- und Personenschäden. Ist für deinen Coworking Space aber zusätzlich noch eine Elektrogeräteversicherung sinnvoll? Damit kannst du dich beispielsweise gegen Einbruch, Wasserschäden oder Vandalismus absichern. Manche Zusatzversicherungen haften auch im Falle von Cyber-Kriminalität, und schützen etwa vor Datendiebstahl oder IT-Schäden – ein empfehlenswertes Add On für einen stark frequentierten Ort, an dem größtenteils digital gearbeitet wird.
Mögliche Förderer oder Partner:innen
An diesem Punkt hast du bereits eine ziemlich lange Liste verfasst und bist womöglich im Begriff, mit mehreren tausend Euro monatlich zu haushalten. Wenn die Mitglieder per Abomodell oder flexibler Platzbuchung erstmal bezahlen, ist der Cashflow da, doch wie startest du, bevor alle einziehen? Verfügst du über Geldgeber oder liquide Partner:innen, welche in dein Vorhaben investieren und sich an der Kalkulation beteiligen? Oder gehst du direkt zur Bank, um dich über einen Kredit zu informieren? Hier besser nichts überstürzen.
Ein Tipp, der in dieser Serie schon mal fiel, aber wieder passt: Möglichst viele Gespräche mit Betreiber:innen erfolgreicher Standorte können Gold wert sein. Lass dir auch deren Fuck Ups erzählen – du musst ja keine Fehler wiederholen, die andere schon gemacht haben… Für Gründer:innen existieren außerdem oft zugeschnittene Beratungsangebote, etwa von der lokalen Stadtverwaltung oder den Industrie- und Handelskammern.
Die Sache mit dem Geldverdienen
Wer sich mit jungen Kreativen, Solo-Selbstständigen oder frischgebackenen Start Ups umgibt – also der Klientel, die man oft in Coworking Spaces antrifft – verspürt vielleicht ein nagendes Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen: Ja, du verdienst damit dein Geld, dass du diese Arbeitsplätze anbietest.
Behalte bei deinen Kalkulationen im Kopf, dass du eine fantastische Geschäftsidee hattest. Als Gründer bist du kein gemeinnütziger Verein, der ausschließlich von guten Gefühlen lebt und anderen etwas schenken muss. Du gründest ein Business, das anderen Businesses einen Nährboden bietet und möglichst langfristig existieren möchte.
Klar, du umgibst dich mit Menschen, die mindestens zu netten Kontakten, vielleicht sogar zu deinen Freund:innen werden. Dennoch liegt dein primärer Fokus darauf, den Laden am Laufen zu halten – auch in deren Sinne. Wenn du deine Ausgaben und späteren Einnahmen berechnest, behalte deine eigenen Needs im Blick. Nur dann macht dir dein Projekt langfristig Spaß und ist – übrigens auch ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – etwas, das dich entspannter und fokussierter macht.
Beginne bei deinen Planungen mit dem Nötigsten, schreib jeden Kostenpunkt auf, und hab die Bedürfnisse der Coworking Community im Blick, – doch vor allem vergiss dich selbst dabei nicht.
Zu allen weiteren Fragen werden in den nächsten Wochen diverse Themenschwerpunkte genauer aufgeschlüsselt. Stay tuned!